Das Komponieren von Musik für Filme und Videos spielt in der Ausbildung von Kompositionsstudierenden meist keine oder eine geringe Rolle, gibt es hierfür doch den Studiengang Filmmusik. Wird Neue Musik in Spielfilmen verwendet, bleibt sie häufig Klischee und soll das Gefühl von Schrecken oder Fremdheit wecken. Mit „neuer“ Musik – in dem Sinne, dass Bewährtes hinterfragt, eigene Regeln gesucht und Neues geschaffen wird – hat das meist nichts zu tun. Gleichzeitig wissen Komponisten und Visuelle Künstler häufig wenig davon, was den anderen künstlerisch antreibt.
Hier setzte KLANGZEITORT, das Institut für Neue Musik der UdK Berlin und HfM Hanns Eisler Berlin, mit dem Schwerpunkt „Blind Spot – Klang in Film und Video“ an. Der Titel spielt auf die Tonspur als „blindem Fleck des Films“ an, scheint sie auf dem Filmstreifen manchmal buchstäblich an den Rand gedrängt zu sein. Über zwei Semester wurde in Seminaren, Vorträgen, Workshops und Projekten einerseits der Umgang mit Klang in bestehenden Filmen und Videos untersucht, andererseits mit der Verbindung von Klang und bewegtem Bild experimentiert. Das Interesse richtete sich dabei insbesondere auf die Kombination von Hören und Sehen: In welcher Weise handelt es sich bei der audiovisuellen Wahrnehmung um eine eigenständige Form der Wahrnehmung? Welche Bedeutung in Produktion und Rezeption haben die Unterschiede von Sehen und Hören? Wie beeinflusst dies Aspekte wie Abstraktion und Narration?
Zum Abschluss wurden die im Laufe der zwei Semester entstanden Projekte in einem zweitägigen Klang-Film-Video-Festival gezeigt: Installationen, Kurzfilme und Videos mit Tonspuren, (Live-) Elektronik und/oder Ensemble. Die Projekte entstanden u.a. in Lehrveranstaltungen von Prof. Wolfgang Heiniger, Prof. Daniel Ott, Prof. Kirsten Reese, Prof. Cornelius Schwehr, Björn Speidel und Prof. Maria Vedder. Im Rahmen eines Austauschs wurden außerdem Kompositionen von Studierenden der Musikhochschule Freiburg aufgeführt; ein Teil der Berliner Projekte waren dort in einem weiteren Filmkonzert am 23. und 24. Oktober zu hören und zu sehen.
Konzeption: Irene Kletschke, Kirsten Reese und Manuel Nawri