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  Innehalten - Dieter Schnebel 70
  11.-14. März und 8. April 2000
 


 
  Presseerklärung

3 Konzerte, 1 informeller Gottesdienst, 1 Ausstellung, 1 Symposion mit Störstücken, 1 Orchesterutopie

Die Avantgarde ist in die Jahre gekommen; nach Pierre Boulez, Luciano Berio und Karlheinz Stockhausen feiert am 14. März nun auch Dieter Schnebel seinen 70. Geburtstag. Um diesen Tag herum gibt es vom 11.-14. März in Berlin ein umfangreiches Programm, das die verschiedenen Facetten im Lebenswerk des Komponisten, Theologen, Pädagogen und Zeichners thematisiert ­ den ästhetischen Intentionen des Künstlers gemäß ein Programm zum Hören und zum Sehen. Es steht unter dem Motto "Innehalten", ist zugleich Vergegenwärtigung, Rückblick, Vorschau ­ und Besinnung.

Eröffnet wird es am Samstag Abend, 20 Uhr im Podewil mit "Audiovisuellen Aktionen" einer künstlerischen Gratulationscour (unter Leitung von Josef Anton Riedl) mit Uraufführungen und Filmen alter und junger Freunde: Wolfgang Heisig, Peider A. Defilla, Michael Hirsch, Helmut Rohm, Friedrich Goldmann, Michael Lentz, Ernstalbrecht Stiebler und Josef Anton Riedl (Veranstalter: Podewil Berlin in Zusammenarbeit mit Projektgruppe DS 70). Mit der Form des "Informellen Gottesdienstes" greift am Sonntag Vormittag Pfarrer Thomas Ulrich auf ein Gottesdienstexperiment der Evangelischen Kirche Mitte der 60er Jahre zurück (Initiator: Clytus Gottwald), an dem Dieter Schnebel als Theologe und Komponist selbst mitgewirkt hat. Ein Grundsatz bestand darin, daß dieser Dienst der Menschen an Gott nur unter Rückgriff auf die Musik der Avantgarde erneuerungsfähig sei. Dementsprechend wird sich am 12. März in der Melanchthon-Kirche die Predigt des Bischofs von Berlin, Wolfgang Huber, mit einer Neueinstudierung von Schnebels "glossolalie" (1959) durch Die Maulwerker sowie mit Orgelmusik von ihm verbinden. Das Konzert am Sonntag Nachmittag im Ballhaus Naunynstraße würdigt unter dem Titel "Spiel-Räume" Dieter Schnebels Engagement für eine undogmatische, kreative Schulmusik, wie er sie als Lehrer am Münchener Oskar-von-Miller-Gymnasium mit seiner Arbeitsgruppe Neue Musik München entwickelt hat. Schüler der Musikschule Kreuzberg präsentieren Teile aus Schnebels Zyklus "Schulmusik" (1973-87) und neue Arbeiten der jungen Komponistinnen Juliane Klein und Katia Tchemberdji.

Der 13. März steht zunächst im Zeichen der Musikwissenschaft, die Dieter Schnebel zahlreiche exzeptionelle Texte verdankt. Das "Symposium mit Störstücken" im Institut für Neue Musik der HdK will unter dem Thema "Avantgarde hinterfragt" einen Hauptaspekt im ästhetischen Denken des Komponisten zur Sprache bringen: seine dialektische Vermittlung zwischen Avantgarde und Tradition. Dazu gibt es Referate von Rainer Cadenbach, Stefan Fricke, Gisela Nauck, Max Nyffeler, Hans Wüthrich, Hans Rudolf Zeller, Walter Zimmermann sowie ein Pro- und Kontra-Gespräch zwischen Heinz-Klaus Metzger und Frank Schneider; für mögliche Klangstörungen sorgen Die Maulwerker. Um 20 Uhr desselben Tages eröffnet Ursula Block in ihrem Musikladen "gelbe MUSIK" die Austellung "Dieter Schnebel ­ Abfälle, neue Collagen aus Arbeitszetteln".

Am 14. März schließlich, dem Geburtstag, gratulieren Studierende, Lehrende und Gäste der Hochschule der Künste Berlin ihrem langjährigen Professor für experimentelle Musik und Musikwissenschaft im Hochschulgebäude in der Fasanenstraße: mit Aufführungen von John Cage, die er seinerzeit angeregt und einstudiert hat, mit Musik des Jubilars gespielt von so renommierten Interpreten wie Christina Ascher, Michael Bach und Natalia Pschenitschnikowa, einer Rede des alten Freundes Clytus Gottwald, "Zurufen über Schnebel" von den Maulwerkern und nicht zuletzt um 19.30 unter dem Titel "Orchesterutopie" mit Dieter Schnebels Komposition "Orchestra. Symphonische Musik für mobile Musiker". Dies wird die zweite Aufführung nach der Uraufführung im Jahre 1978 durch das Kölner Rundfunk-Sinfonieorchester unter Ladislav Kupkovic sein.

Ausgedacht und organisiert wurde dieses Programm von der Projektgruppe DS 70, realisiert werden konnte es nur durch die vielen Freunde des Komponisten, die sich dafür gern mobilisieren ließen.

Berlin, im Februar 2000

Schnebel 70
c/o Maarten Voss
Freiligrathstr. 2
D-10967 Berlin
Tel/Fax +49-30-6913548

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