SEMESTERKONZERT
DER
BERLINER KOMPOSITIONSSTUDENTEN
MAXIMILIAN
MAINTZ
SINEM
ALTAN
ADRIAN
KOYE
JAKOB
DIEHL
MICHAEL
G…RLICH
18.
Januar 2005 19:30
UdK
Berlin, Bundesallee 1-12, Konzertsaal
www.ifnm-berlin.de contact@ifnm-berlin.de
Maximilian
Maintz
Sieben
kleine KlavierstŸcke (2004)
in
andenken an Janusz Korczak
UrauffŸhrung
Rimvydas
Kisevicius, Klavier
Sinem
Altan
FŸhlung
<-----> Harmonie (2003)
fŸr
Oboe, Englischhorn, Viola und Marimba
Ulas
Yurtoglu, Oboe
Christine
Leipold, Englischhorn
Felix
Korinth, Viola
Ewa
Korolczyk, Marimba
"FŸhlung
<-----> Harmonie" ist ein Versuch Ÿber einen Entwicklungsprozess, in
dem verschiedene Elemente miteinander in BerŸhrung gebracht werden, welche
immer neue ZusammenhŠnge verursachen und diese wiederum neue BerŸhrungspunkte
ermšglichen. Zum Ende werden alle Schichten reduziert und allmŠhlich bildet
sich eine konzentrierte Einheit heraus.
Sinem
Altan (geb.1985 in Ankara) erhŠlt seit ihrem fŸnften Lebensjahr
Klavierunterricht und begann im Alter von sieben Jahren zu komponieren. Von
1994 bis 1996 bekam sie spezielle Ausbildung fŸr Musik an der
Bilkent-UniversitŠt in Ankara, unter anderem Kompositionsunterricht von Herrn
Arif Melikov als PrivatschŸlerin. 1996 erhielt sie von der Bilkent-UniversitŠt
ein Stipendium fŸr elf Jahre, um im Ausland zu studieren. Daraufhin beteiligte
sie sich in Berlin an der AufnahmeprŸfung der Hochschule fŸr Musik ÒHanns
EislerÓ und bestand die PrŸfung erfolgreich fŸr den Fachbereich
Komposition/Klavier mit 11 Jahren als eine Ausnahmeleistung. Von 1996 bis 2002
besuchte sie das Carl-Philipp-Emanuel-Bach Gymnasium. In 2002 bestand sie die
AufnahmeprŸfungen der HfM ÒHanns EislerÓ fŸr den Studiengang Musiktheorie und
der UniversitŠt der KŸnste fŸr den Studiengang Komposition. Seitdem hat sie
Tonsatzunterricht bei Herrn Prof. Jšrg Mainka, Klavierunterricht bei Herrn
Thomas Just und Kompositionsunterricht bei Herrn Prof. Friedrich Goldmann.
Au§erdem nahm sie an mehreren Wettbewerben teil, gewann verschiedene Preise und
beteiligt sich bis heute an zahlreichen Konzerten.
Adrian
Koye
Brief
(2004)
Ana•s
Chen, Violine
UrauffŸhrung
In
seiner 1911 erschienenen "Harmonielehre" Ÿberlegte Arnold Schšnberg,
ob das temperierte Tonsystem - danach angelegt, alle Akkordverbindungen der
tonalen Dreiklangsharmonik ohne HŠrten der Intonation zu ermšglichen - in einer
kŸnftigen Musik, die sich von dieser Harmonik lšst, nicht gleichfalls
Ÿberwunden werde; hin zu einer mehr als zwšlfstufigen Unterteilung der Oktave
und zu nichttemperierten Intervallen.
Schreibt
man moderne Musik fŸr ein Streichinstrument, muss man sich fragen, wie der
Musiker, der sich dieses StŸckes annimmt, intonieren soll, insbesondere wenn
man kleinere Intervalle als den Halbton verwendet (denn zwischen einem e und
einem f gibt es viel Raum, wo man den Finger setzen kšnnte, und es ist gut,
wenn der Spieler nach dem Gehšr die Intonation bei einem fŸnfteltšnigen
Intervall nicht geringer bestimmen und sich ihrer vergewissern kann, als bei
der Intonation einer reinen Quinte oder Terz). Die Intervalle in
"Brief" lassen sich intonieren, indem man zu den Tonhšhen der leeren
Saiten Intervalle sucht, die im Partialtonspektrum vorkommen. So ist
beispielsweise fŸr einen Zusammenklang unter der leeren A-Saite die
"Naturseptime" 7 : 4 zu suchen und Ÿber diesem um das Septimalkomma
erhšhten h die "Natursexte" 13 : 8 zu intonieren. Zusammen mit der
leeren E-Saite ergibt sich ein Intervall der Proportion 21 : 13, ein um einen
Viertelton vergršssertes Sextintervall.
Jakob
Diehl
Toccata
piano forte (2004)
Adrian
Pavlov, Klavier
Toccata
(zu italien.: toccare = berŸhren / Toccata = SchlagstŸck)
Das
Klavier ist ein mechanischer Apparat, ein Tisch, ein Hackbrett (gefolterte
Saiten, Streckbank und SchlŠge), eine Kiste, plumpes Teil, ein Mšbel, Raum mit
Klappe. Stahl und Holz. Stahl ist kalt, bricht, schneidet und klirrt. Holz, das
ist Wachsen, die langsamste sichtbare Bewegung, Holz ist warm, knackt und
zersplittert. Das Klavier ist eine Schreibmaschine. Hinter jeder Taste greift
ein Arm aufs Papier und stanzt ein Relief ins Leere Blatt, tack, tack,
tack...einzelne Buchstaben, Teilchen, Brocken einzelner SŠtze, ein Rhythmus
(tock, tock, tock) einige Wšrter sehr klar (immer die selben wieder und
wieder), anderes Ÿberlappt, schmiert, klumpt. Gestotter (man versteht den
zerstotterten Satz in seinem Sinn, aber seine Musik ist sinnlos, sinnlose
Wiederholung). Wiederholung: Gestotter, ein Wille, Artikulation. Das leere
Papier wird voller, dunkel, schmutzig, verkrŸppelte Gestik, zerhackte
Gestalten. Formbildung, verschmutzte Textur. Tokatta das ist ein Schotterfeld,
alles im Grauton. Das leere Blatt hat eine Staubschicht, zittert jetzt unter
dem GehŠmmer und der Staub steigt auf durch die Bewegung, das Gerenne, tritt
ins Licht hervor, wird sichtbar: Die Resonanz, der Raum, der Ausklang und die
Bewegung kurz vor dem Stillstand. Die Bewegung kurz vor dem Stillstand. Die
Bewegung kurz vor dem Stillstand. Die Bewegung kurz vor dem Stillstand.
Zeitverlorenes Treiben, usw...
Jakob
Diehl, geboren 1978 in Paris, aufgewachsen in Frankreich.
Seit
1997 Kompositionsstudium mit Mathias Hinke und seit 2001 mit Friedrich Goldmann
an der UdK Berlin.
Lebt
seit 1993 in Berlin.
Michael
Gšrlich
OZEANUS
PROCELLARUM (2004)
UrauffŸhrung
Gabriel
Urrutia Benet, Bariton
Robert
Matthes, Englischhorn
Dani‘l
Ploeger, Posaune
Moritz
Weller, Schlagzeug
Anna
Krimm, Viola
Beltane
Ruiz, Kontrabass
Anna
Pritscher, Klavier
Moritz
Gnann, Dirigent
Der
Titel der Komposition OZEANUS PROCELLARUM - Ozean der Sturmwinde - bezieht sich
auf das Grš§te der Mondmeere. Inspiriert ist das StŸck von der durch den Titel
evozierten Vorstellung eines gewaltigen, sturmdurchpflŸgten Meeres. Jedoch wird
diese Vorstellung nicht als TongemŠlde wiedergegeben, sondern in sublimierter
Form als klangliche Symbole einiger Aspekte dieser Vorstellung abgeleitet, wie
etwa die "Verwehung" von KlŠngen, synŠsthetische Farbassoziationen
oder psychologische Schlu§folgerungen wie Einsamkeit und Bedrohung. Letztere
allerdings nur auf poetische Weise in Form einer anonymen lateinischen Sequenz
etwa aus der Zeit des 9.-11. Jahrhunderts, in welcher von der Bedrohung einer
lyrischen Schwanengestalt auf dem offenen Meer angesichts heftiger StŸrme und
starken Wellengangs gesungen wird. Diese, da keine expliziten theologischen
BezŸge aufweisende, ungewšhnliche Schwanenklage mŸndet in eine gro§e Anrufung
an die Gestirne um Errettung. Diese Anrufung als Teil der Sequenz ist in die
Komposition eingegangen. Der Schlu§ fasst die gesamte Komposition gleichsam
zusammen, indem er Material und Gesten der vorhergegangenen Abschnitte in
modifizierter Form wiederaufnimmt.